Die Sichtweite bezeichnet im nautischen Kontext die Entfernung, über die ein Objekt auf See unter den gegebenen atmosphärischen Bedingungen visuell erkannt werden kann. Sie ist ein zentraler Begriff in der Navigation und spielt eine entscheidende Rolle bei der Sicherheitsbeurteilung, der Wahrnehmung anderer Fahrzeuge, dem Fahren auf Sicht und der Anwendung der Kollisionsverhütungsregeln (KVR).
Was ist die „Sichtweite“ eines Feuers? Wovon hängt sie ab? (SKS Frage 26)
Sichtweite ist die Entfernung, auf die ein Leuchtfeuer über die Erdkrümmung (Kimm) hinweg vom Beobachter gesehen werden kann.
Sie hängt ab:
- von der Feuerhöhe und
- von der Augeshöhe des Beobachters.
Messung und Einflussfaktoren
Die Sichtweite wird in der Regel in Seemeilen (sm) angegeben und kann auf unterschiedliche Weise ermittelt werden:
- Subjektiv: Einschätzung durch den Ausguck (z. B. „Sicht unter 1 sm“)
- Objektiv: Mit Hilfe von Radar, Entfernungstabellen oder Messinstrumenten
- Funktechnisch: z. B. durch AIS-Kontakte bei schlechter Sicht
Einflussfaktoren:
- Wetterbedingungen: Nebel, Dunst, Regen, Schneefall reduzieren die Sicht
- Tageszeit und Lichtverhältnisse: Gegenlicht, Dunkelheit, Sonnenstand
- Seegang und Gischt: Kann bei rauer See die Sicht auf Objekte in Wassernähe verdecken
- Höhe des Auges über dem Meeresspiegel: Je höher der Standpunkt, desto weiter die theoretische Sichtweite
Sichtweitenklassen nach meteorologischer Einteilung
Bezeichnung | Sichtweite |
---|---|
Sehr gute Sicht | über 10 sm |
Gute Sicht | 5 – 10 sm |
Mäßige Sicht | 2 – 5 sm |
Schlechte Sicht | 1 – 2 sm |
Sehr schlechte Sicht | 0,5 – 1 sm |
Nebel/Dichte Sicht | unter 0,5 sm |
Sichtweite eines Feuers in der Kimm
Die Sichtweite eines Leuchtfeuers ist abhängig von zwei Faktoren:
- Augenhöhe der Beobachterin / des Beobachters über dem Wasser
- Höhe des Feuers über dem Wasser
Die folgende vereinfachte Tabelle zeigt, in welcher Entfernung (in Seemeilen) ein Feuer in der Kimm theoretisch sichtbar wird:
Vereinfachte Sichtweitentabelle (in Seemeilen)
Feuerhöhe (m) | Augenhöhe 2 m | Augenhöhe 5 m | Augenhöhe 10 m | Augenhöhe 20 m |
---|---|---|---|---|
4 m | 4,1 sm | 7,7 sm | 10,4 sm | 13,3 sm |
8 m | 5,9 sm | 10,0 sm | 12,8 sm | 15,6 sm |
12 m | 7,2 sm | 11,3 sm | 13,7 sm | 16,4 sm |
16 m | 8,3 sm | 12,4 sm | 14,8 sm | 17,5 sm |
20 m | 9,2 sm | 13,3 sm | 15,7 sm | 18,4 sm |
30 m | 11,3 sm | 15,5 sm | 17,9 sm | 20,6 sm |
40 m | 13,4 sm | 17,6 sm | 20,1 sm | 22,7 sm |
50 m | 14,6 sm | 18,8 sm | 21,3 sm | 23,9 sm |
60 m | 16,0 sm | 20,1 sm | 22,6 sm | 25,2 sm |
80 m | 17,9 sm | 21,5 sm | 24,0 sm | 26,5 sm |
Hinweis: Die Tabelle geht von idealen atmosphärischen Bedingungen aus und dient der Abschätzung im Rahmen der terrestrischen Navigation.
Sichtweite in der SKS-Prüfung
In der SKS-Ausbildung und -Prüfung ist die Sichtweite Teil der Themen:
- Verhalten bei verminderter Sicht nach KVR (z. B. Regel 19)
- Sichtbeurteilung und Ausguck führen
- Richtige Interpretation von Seezeichen und Landmarken bei eingeschränkter Sicht
- Sicherheitsmaßnahmen wie reduzierte Fahrt oder Radarführung
Zusammenfassung
Die Sichtweite ist eine grundlegende Größe in der Schifffahrt und Navigation. Sie bestimmt, wie weit man auf See sehen kann, und beeinflusst maßgeblich das Sicherheitsverhalten. Verschlechterte Sichtverhältnisse erfordern angepasstes Verhalten, gute Ausguckführung und den Einsatz technischer Hilfsmittel. In der SKS-Prüfung ist die Sichtweite Teil des prüfungsrelevanten Basiswissens zur sicheren Navigation.